USA
09.01.2025
Wie Mark Zuckerberg dem Journalismus schadet
Mark Zuckerberg, Chef des Internetkonzerns Meta, kündigte in einem am 7. Januar 2025 auf Facebook veröffentlichten Video den neuen Umgang seines Unternehmens in Bezug auf Informationen und politische Debatten an. Der Milliardär beendet die Zusammenarbeit mit Faktencheckern auf den Plattformen Facebook und Instagram – sie würden das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer untergraben. Zuckerbergs neue Firmenpolitik soll zunächst zwar nur in den USA gelten – Reporter ohne Grenzen (RSF) bewertet sie jedoch als Teil einer globalen Strategie: Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit wird der Zugang zu verlässlichen Informationen und unabhängigem Journalismus erschwert. Ungeprüfte, potentiell falsche Inhalte bleiben stehen.
„Der Richtungswechsel von Mark Zuckerberg ist eine Entscheidung gegen professionell recherchierte journalistische Informationen und für mehr Desinformation und Propaganda”, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Die Förderung von zuverlässigen Informationen ist keine Zensur, wie von Zuckerberg dargestellt, im Gegenteil: Das Liefern von Fakten und Kontext hilft den Menschen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und stärkt die Demokratie. Mit dem Ende der Faktenchecks stärkt Meta sein auf Viralität basierendes Modell, bei dem es nur noch um die Maximierung von Schnelligkeit und Reichweite geht, auf Kosten von Qualität und Faktentreue. Hassrede, Manipulation und Falschinformationen werden dadurch noch weniger Grenzen gesetzt.”
Mark Zuckerberg bekennt sich mit seiner neuen Firmenpolitik zu einer von Donald Trump propagierten Ideologie, indem er unabhängigen Journalismus zugunsten einer absolutistischen Vision von Meinungsfreiheit aufgibt. Populistische Stimmen postulieren immer wieder, dass es eine Einschränkung der Meinungsfreiheit oder gar Zensur gäbe. Damit soll letztendlich die Demokratie destabilisiert werden. In seinem Video spricht Zuckerberg davon, dass er die Faktenchecks durch ein System ersetzen wolle, das von den „Community Notes“ („Gemeinschaftsbewertungen“) der Plattform X inspiriert sei, die Trump-Supporter Elon Musk gehört. Damit überlässt er es den Nutzenden, die Zuverlässigkeit von Informationen selbst zu überprüfen. Beleidigende und gewalttätige Inhalte sowie ungeprüfte Informationen könnten so unmoderiert stehen bleiben. Zuckerbergs Ankündigung ist insofern erstaunlich, als Meta das Faktenchecken zur Bekämpfung von Desinformation auf seinen Plattformen in der Vergangenheit stark verteidigt hat.
Das Ziel dieser neuen Politik ist offensichtlich: Donald Trump Loyalität zu signalisieren, indem die Meta-Plattformen, die laut eigenen Angaben täglich von mehr als drei Milliarden Menschen genutzt werden, im Eiltempo „muskifiziert“ werden. Dahinter stecken die kommerziellen Interessen privater Akteurinnen und Akteure. Die Notwendigkeit von faktenbasierten Informationen zur öffentlichen Meinungsbildung und Stärkung der Demokratie wird hinten angestellt.
Vergangene Entscheidungen von Zuckerberg zeugten bereits von einem Richtungswechsel, der anti-journalistische Tendenzen aufwies: Unter anderem entfernte die Meta-Gruppe im Jahr 2023 den News-Bereich auf Facebook in mehreren Ländern, auch in Deutschland. Änderungen am Algorithmus hatten überdies die Zugriffe auf Medienseiten eingeschränkt.
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