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Russland

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 162 von 180
Russland 09.10.2006

Mord an Politkowskaja: ROG fordert unabhängige Untersuchung

Reporter ohne Grenzen ist zutiefst bestürzt über den Mord an der russischen Journalisten Anna Politkowskaja. „Ihre Anklage von Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien und ihr standhafter Einsatz für die Pressefreiheit machten sie zum Leuchtturm des unabhängigen Journalismus in Russland“, so die Organisation für Pressefreiheit. „Mit ihrer Ermordung wurde sie auf die brutalste Art und Weise zum Schweigen gebracht. Russlands demokratisches Gewissen wurde getötet.“

„Wir fordern eine unabhängige, internationale Untersuchung des Falls etwa unter der Leitung der Vereinten Nationen oder des Europarates“, so die Organisation weiter. „Denn Polizei und Justizbehörden in Russland haben in den vergangenen Jahren bereits eindrücklich ihre Unfähigkeit bewiesen, Morde an Journalisten aufzuklären. Der ungeklärte Mordfall vom Juli 2004 an Paul Klebnikov, Herausgeber der russischen Ausgabe von ‚Forbes’, ist das beste Beispiel dafür.“

„Bundeskanzlerin Angela Merkel muss sich morgen bei ihrem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für eine lückenlose Aufklärung des Mordes an Politkowskaja einsetzen“, so ROG. „Darüber hinaus muss sie eindringlich die Wahrung der Medien- und Meinungsfreiheit in Russland anmahnen.“ Diese würden unter Putin zunehmend eingeschränkt. Nachdem zunächst sämtliche Radio- und Fernsehstationen unter staatliche Kontrolle gebracht wurden, geschehe dies nun auch mit den verbliebenen unabhängigen Zeitungen und Zeitschriften.

Politkowskaja arbeitete seit 1999 für die zweimal wöchentlich erscheinende „Novaya Gazeta“. Sie wollte in der heutigen Ausgabe einen Artikel über Folter in Tschetschenien mit entsprechenden Fotos veröffentlichen. Das Material kam nie bei der Zeitung an. In ihrem letzten Buch „Putins Russland“ kritisierte sie nicht nur Gräueltaten in Tschetschenien, sondern auch Korruption und Menschenrechtsverletzungen in Russland.

Am Nachmittag des 7. Oktobers wurde die für ihren Mut und ihre Professionalität international anerkannte Journalistin in ihrem Wohnhaus in Zentrum von Moskau erschossen aufgefunden. Morgen wird sie beerdigt.

Seit 2000 sind in Russland 14 Journalistinnen und Journalisten ermordet worden.

Reporter ohne Grenzen ruft für heute, 18 Uhr, zu einer Kundgebung vor der russischen Botschaft in Paris auf.

WEITERE INFORMATIONEN:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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