China, Iran, Russland, Turkmenistan, Vietnam: In all diesen autoritär regierten Ländern war der Zugang zur Website der britischen BBC gesperrt. Die BBC ist eine der wichtigsten Nachrichtenorganisationen der Welt. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Internetzensur am 12. März hat Reporter ohne Grenzen (RSF) die Inhalte im Rahmen des Projekts „Collateral Freedom“ wieder zugänglich gemacht.

RSF umgeht staatliche Zensur durch die Erstellung einer exakten Kopie – einer „mirror site“ – der betroffenen Website. Diese Kopie wird auf internationalen Servern, den Content Delivery Networks (CDN), platziert. Staatliche Behörden könnten diese gespiegelte Webseite nur sperren, indem sie das gesamte CDN blockieren. Doch damit träfen sie zugleich etliche Unternehmen im eigenen Land, die auf Dienste derselben Anbieter angewiesen sind. Einen so großen wirtschaftlichen und politischen „Kollateralschaden" ihrer Internetzensur scheuen die meisten Regierungen.

„Bei Collateral Freedom geht es nicht nur darum, Zensur zu umgehen, sondern auch darum, das Grundrecht auf Information zu schützen – für jede und jeden auf der Welt“, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Wir wollen zeigen, dass autoritäre Regierungen dieses Grundrecht beschneiden, und dass es zugleich möglich ist, sich gegen Zensur und Unrecht zu wehren.“

Bereits im Jahr 2023 hat RSF BBC Persian, den persischen Dienst der BBC, über eine Mirror-Seite wieder zugänglich gemacht. Heute ist die gesamte Website der BBC in 43 Sprachen gespiegelt und trotz blockierter Webadresse zugänglich.

Im Juli 2024 richtete RSF „mirror sites“ für mehrere europäische Medienunternehmen ein, die in Russland zensiert werden. Zu diesen Seiten zählt der deutsch-französische öffentlich-rechtliche Sender Arte. Für Mediennutzende in China hat RSF die taiwanesische Plattform New Bloom entsperrt, ein Online-Magazin, das über Aktivismus in Taiwan berichtet. Auch die Website der kanadischen Organisation Citizen Lab hat Collateral Freedom in China wieder zugänglich gemacht. Citizen Lab ist führend in der forensischen Analyse von Spionagesoftware: Die Organisation hat bereits 2017 den Einsatz der Spionagesoftware Pegasus kritisiert, die bis heute zur Bespitzelung von Journalistinnen und Journalisten eingesetzt wird.

Das Projekt Collateral Freedom existiert seit 2015. Seit vergangenem Jahr hat RSF die Zahl der entsperrten Seiten deutlich gesteigert. Mittlerweile können 156 Medienunternehmen trotz Zensur weiterhin ihr Publikum erreichen. Auf dieser Projektseite beim kollaborativen Onlinedienst GitHub sind alle Websites aufgeführt – es sei denn, sie müssen aus Sicherheitsgründen anonym bleiben.