Sierra Leone
10.02.2009
Befürworterinnen weiblicher Genitalverstümmelung entführen Journalistinnen
Reporter ohne Grenzen (ROG) ist schockiert über die Entführung und Einschüchterung von vier Journalistinnen in der im Osten Sierra-Leones gelegenen Stadt Kenema am 6. Februar. Sie wurden für mehrere Stunden von Mitgliedern der „Bondo-Geheimgesellschaft“ verschleppt, einer Frauenorganisation, die weibliche Genitalverstümmelung befürwortet und auch praktiziert. Eine der Journalistinnen wurde gezwungen, sich nackt auszuziehen. Schließlich griffen Polizei und Menschenrechtler ein.
Die vier Reporterinnen - Manjama Balama-Samba vom UN-Radio und Sierra Leone Broadcasting Service (SLBS), Henrietta Kpaka auch vom SLBS, Isha Jalloh und Jenneh Brima vom Eastern Radio – hatten zusammen mit dem „Inter-Afrikanischen Komitee für Traditionelle Bräuche“ eine Serie von Interviews veröffentlicht, um auf den fünften Internationalen Tag „Null Toleranz gegen Genitalverstümmelung“ der Vereinten Nationen am 6. Februar aufmerksam zu machen. Die Bondo-Geheimgesellschaft sah die Fragen und Kommentare der Journalistinnen als Zeichen von Respektlosigkeit gegenüber ihren Traditionen an.
„Der sierra-leonische Präsident Ernest Bai Koroma muss in diesem Fall persönlich eingreifen, um sicher zu gehen, dass die für die Entführung Verantwortlichen bestraft werden. Auch die Ministerin für Soziales, Frauen und Kinder, Haja Musu Kandeh, muss sich mit diesem für alle Frauen in Sierra Leone traumatischen Vorfall befassen“, fordert ROG.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind 94 Prozent der Frauen in Sierra Leone Opfer weiblicher Genitalverstümmelung. Die Regierung des westafrikanischen Landes hat im vergangenen Jahr erste Schritte zur Ausarbeitung eines Gesetzes gegen weibliche Genitalverstümmelung unternommen, bisher noch ohne Ergebnis.
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