Jonathan Dagher

"Berlin ist eine neue Heimat für mich geworden"

"Nicht jeden Tag erhält man die Chance, vier Sommermonate in Berlin zu verbringen und von Expert*innen in Sachen Pressefreiheit weltweit zu lernen. Ich habe diese Möglichkeit bekommen, als Reporter ohne Grenzen mich und vier weitere Journalist*innen aus der ganzen Welt eingeladen hat, an einem digitalen Sicherheitstraining für Medienschaffende teilzunehmen.

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass diese Erfahrung mein Leben verändert hat. Ich habe durch das Programm zum ersten Mal außerhalb des Libanons gelebt und zum ersten Mal so viele Journalist*innen, Aktivist*innen und Verteidiger*innen der Meinungsfreiheit auf einmal getroffen. Ich habe zudem das Leben in Europa, speziell in Berlin, aus der Perspektive eines Anwohners kennengelernt.

Dabei hat mir dieser Aufenthalt einiges geboten: Ich habe die Schönheit und Kultur Berlins kennengelernt, die Parks und das Nachleben erkundet, mich mit der Politik kritisch auseinandergesetzt, über die bewegende Geschichte Berlins gelernt, am Christopher Street Day teilgenommen, das unvorhersehbare Wetter der Stadt erlebt und Menschen aus der ganzen Welt getroffen, die genau wie ich nach Berlin gekommen sind, um in die Stadt einzutauchen. All das sind Dinge, die mich verändert haben und meine größte Hoffnung als Schriftsteller und Aktivist in Beirut bestätigt haben: dass Freiheit nicht unmöglich ist. Freiheit kann erreicht werden und das ist wunderbar.

Wenn ich jetzt an Berlin denke, dann denke ich an eine neue Heimat. An einen Ort, an dem ich mich sicher fühle und an den ich sehr bald zurückkehren möchte. Bei meiner Rückreise in den Libanon habe ich Hoffnung, neues Wissen und Fähigkeiten, die für meine Arbeit entscheidend sind, aber auch neue Freundschaften im Gepäck. Ich werde immer dankbar sein für die großzügige und freundliche Unterstützung, die Reporter ohne Grenzen und der Berliner Senat mir und den anderen Stipendiat*innen entgegengebracht haben. Dankeschön Berlin, bis bald!"


Jonathan Dagher ist ein junger Autor aus dem Libanon. Vier Monate lang nimmt er am Berliner Stipendienprogramm von Reporter ohne Grenzen teil.

Im Libanon arbeitet Dagher für Megaphone, eine unabhängige Online-Plattform, die Nachrichten aus dem Land aufbereitet und analysiert. Dabei begeistern ihn vor allem die Themenbereiche Politik, Menschenrechte und Aktivismus.

Ursprünglich hat er etwas ganz Anderes studiert – er machte einen Abschluss als Maschinenbauingenieur an der American University of Beirut mit dem Nebenfach Englische Literatur. Nach seinem Studium haben ihn dann aber die  Leidenschaft für Politik und fürs Schreiben, gemeinsam mit seinem Interesse an neuen Medien und Technologien, dazu gebracht, eine Karriere als Autor von Webinhalten zu starten. Neben anderen Schreibprojekten arbeitet er als Drehbuchautor und Synchronsprecher bei Megaphone.

Vor seiner Tätigkeit bei Megaphone sammelte Dagher Erfahrungen als Content Manager beim Radiosender Light FM Libanon. Außerdem leitete er die Produktion von Online-Kursen und Berichten über die Verlagsbranche bei Bookwitty, bevor er ein Diplom in Digital Marketing von der "Ecole Superieure des Affaires" in Beirut erhielt. Er war Kommunikationsbeauftragter des Hammana Artist House, einem multidisziplinären Kunstresidenzraum im Libanon. Eines seiner Werke ist der Bericht "Online Privacy Threats Against Women and the LGBTQ+ Communities in Libanon", den er für die Medienvertretung und Entwicklungsorganisation SMEX recherchierte und verfasste. (Stand: 05.08.2019)

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