Reporter ohne Grenzen ist besorgt über die Haltung des thailändischen Militärs gegenüber den Medien. Nach der gestrigen Amtsenthebung von Premierminister Thaksin Shinawatra hatte die Armee am Abend mehrere Stunden die Kontrolle über verschiedene Fernsehsender übernommen. Zeitungen konnten heute zwar normal erscheinen, ein Militärsprecher hatte jedoch dem Informationsministerium angeordnet, negative Meldungen über die neue Regierung zu zensieren.

„Es wäre bedauerlich, wenn dieser Putsch zurück zur Zensur führen würde“, kommentierte Reporter ohne Grenzen. „Das Militär muss rasch die Grundrechte wiederherstellen, besonders die Pressefreiheit. Die Medien müssen schnell ihre Unabhängigkeit wieder bekommen.“

Das Informationsministerium wurde angewiesen, alle Meldungen zu kontrollieren und zu zensieren, die die Arbeit des Militärs negativ beeinflussen könnten. Zudem wurden die Nachrichtenmedien zur Kooperation aufgefordert, indem sie „der Öffentlichkeit fehlerfreie Informationen präsentieren sollen“.

Armeechef General Sonthi Boonyaratglin verurteilte während einer Rede im Fernsehen die Korruption der vorangegangenen Regierung und ihre Vetternwirtschaft und versprach eine schnelle Rückkehr zur Demokratie.

Fernsehprogramme waren gestern Abend für mehrere Stunden unterbrochen worden, nachdem das Militär die Kontrolle über Regierungsgebäude und Fernsehstationen übernommen hatte. Bilder der königlichen Familie und patriotische Lieder wurden gesendet.

Die wichtigsten thailändischen und englischsprachigen Zeitungen konnten heute morgen normal erscheinen. Internationale TV-Sender wie „CNN“ und „BBC World“ waren gestern Abend jedoch vorübergehend nicht zu empfangen.

Thailändische Medien berichteten zudem, Sicherheitskräfte hätten Ausrüstung und Technik von Sendern beschlagnahmt. Das Militär befürchtet offenbar, dass der abgesetzte Premier, der sich zurzeit in New York aufhält, einen Appell an seine Unterstützer lancieren könnte.

Es ist das erste Mal seit 1992, dass das Militär die Macht in Thailand übernimmt. Es besitzt jedoch seit geraumer Zeit Lizenzen für mindestens zwei Fernseh- und rund 120 der 500 Radiosender im Land.

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Katrin Evers
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