Türkei
20.06.2018
Ex-ROG-Stipendiat verurteilt
Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die türkische Justiz auf, das Urteil gegen den türkischen Fotografen und ehemaligen ROG-Stipendiaten Uygar Önder Simsek aufzuheben. Simsek wurde am Dienstag (19.06.) von einem Gericht in Bursa zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, in sozialen Medien mit seinen Fotos Propaganda für eine Terrororganisation verbreitet zu haben. Simsek bleibt zwar bis zur Entscheidung im Berufungsverfahren auf freiem Fuß, darf die Türkei jedoch nicht verlassen.
„Einem Fotografen wegen seiner Bilder aus Kriegs- und Krisengebieten Propaganda für terroristische Organisationen vorzuwerfen, ist absurd“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die Justiz muss dieses Urteil ebenso aufheben wie das Ausreiseverbot, denn Simsek ist darauf angewiesen, ins Ausland zu reisen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“
Uygar Önder Simsek war Anfang Februar unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Deutschland am Flughafen Sabiha Gökçen in Istanbul festgenommen worden. Als Teilnehmer des Auszeit-Stipendienprogramms von ROG und der taz Panter Stiftung hatte er drei Monate in Berlin verbracht und dort nichts von Vorwürfen gegen ihn erfahren.
Nach seiner Festnahme am Flughafen war Simsek auf eine Polizeiwache in Bursa gebracht und zu Fotos befragt worden, die er für internationale Medien in Kriegsgebieten gemacht hatte. Simsek erklärte, er mache die Fotos im Auftrag von Medienunternehmen und habe sie auf sozialen Medien geteilt, um für seine Arbeit zu werben und nicht um Terrorpropaganda zu betreiben. Der Fotograf verbrachte eine Woche im Gefängnis, bevor ein Gericht in Bursa die von der Staatsanwaltschaft geforderte Untersuchungshaft ablehnte. Bis zur gestrigen Entscheidung musste er sich einmal in der Woche bei der Polizei melden.
Simsek hat als Fotograf aus Krisen- und Konfliktregionen unter anderem aus Syrien, Iran, der Türkei und verschiedenen Ländern Südostasiens berichtet. Seine Fotos wurden in internationalen Medien wie Time, dem Spiegel und Paris Match, der Washington Post und der New York Times veröffentlicht. Vor seinem Aufenthalt in Berlin hatte er zuletzt aus Mossul im Irak berichtet.
Die Türkei ist das Land, in dem weltweit die meisten professionellen Journalisten wegen ihrer Arbeit inhaftiert sind. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht die Türkei auf Platz 157 von 180 Staaten.
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