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Türkei

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 158 von 180
Türkei 26.03.2021

Mord an Hrant Dink endlich lückenlos aufklären

Gedenken an Hrant Dink vor dem Prozess in Istanbul © picture alliance / AA | Emrah Yorulmaz

Im Prozess um den Mord an dem türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink vor mehr als 14 Jahren hat ein Gericht in Istanbul am Freitag (26.3.) 27 Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt. Trotz dieser Entwicklung erinnert Reporter ohne Grenzen (RSF) daran, dass es keine Gerechtigkeit geben kann, solange nicht alle Personen, die mit dem Verbrechen in Verbindung stehen, zur Rechenschaft gezogen wurden. Die Organisation fordert die türkischen Behörden auf, den Fall lückenlos aufzuklären.

„Der lange Prozess und die Verurteilungen dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass endlich Gerechtigkeit geschaffen wurde. Einige der Verantwortlichen für den Mord an Hrant Dink wurden bis heute nicht strafrechtlich verfolgt“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Einige Vorwürfe, aufgrund derer die Angeklagten heute verurteilt wurden, deuten darauf hin, dass der Prozess genutzt wurde, um politische Rache an Unterstützerinnen und Unterstützer von Fethullah Gülen zu üben, die früher hohe Positionen im Staatsapparat innehatten. Dieses nach 14 Jahren gesprochene Urteil hinterlässt einen bitteren Beigeschmack und darf nicht das Ende der Suche nach der Wahrheit bedeuten.“

Dink war Herausgeber der türkischen-armenischen Zeitung Agos und wurde am 19. Januar 2007 in Istanbul erschossen. Reporter ohne Grenzen hat die Gerichtsverhandlung in Istanbul beobachtet. Insgesamt waren 76 Personen im Zusammenhang mit dem Mord an Dink angeklagt. Von ihnen wurden 27 zu Gefängnisstrafen zwischen drei Jahren und lebenslanger Haft verurteilt, 33 Angeklagte wurden freigesprochen und weitere 16 nicht im Urteil berücksichtigt, unter anderem weil ihre Fälle von diesem Verfahren getrennt wurden.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht die Türkei auf Platz 154 von 180 Staaten.



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