Türkei
07.02.2018
Terror-Vorwurf gegen Ex-ROG-Stipendiat
Reporter ohne Grenzen fordert die türkische Justiz auf, die Anschuldigungen gegen den türkischen Fotografen und ehemaligen ROG-Stipendiaten Uygar Önder Simsek fallenzulassen. Ihm wird vorgeworfen, in sozialen Medien mit seinen Fotos Terrorpropaganda verbreitet zu haben. Am Dienstag (06.02.) lehnte ein Gericht in der Stadt Bursa die von der Staatsanwaltschaft geforderte Untersuchungshaft ab. Simsek wurde zwar freigelassen, darf die Türkei jedoch nicht verlassen und muss sich einmal pro Woche bei der Polizei melden. Simsek wurde vergangene Woche unmittelbar nach seiner Rückkehr von einem dreimonatigen Aufenthalt in Berlin als Teilnehmer am Auszeit-Stipendienprogramm von ROG und der taz Panter Stiftung nach der Landung am Flughafen Sabiha Gökçen in Istanbul festgenommen. Von strafrechtlichen Vorwürfen gegen ihn in der Türkei hatte er bis dahin keine Kenntnis.
„Uygar Önder Simsek hat unter großen Risiken die Zustände in Kriegs- und Krisenregionen dokumentiert. Dass die türkische Justiz ihm aufgrund seiner Arbeit als professioneller Fotograf Terrorpropaganda unterstellt, ist schlicht absurd“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Simsek verdient als professioneller Fotograf in Kriegs- und Krisengebieten seinen Lebensunterhalt und ist daher darauf angewiesen, ins Ausland zu reisen. Die Justiz muss das Ausreiseverbot sofort aufheben und die Anschuldigungen gegen ihn fallenlassen.“
Nach seiner Festnahme am Flughafen war Simsek auf eine Polizeiwache in Bursa gebracht. Dort wurde er zu Fotos befragt, die er für internationale Medien in Kriegsgebieten gemacht hatte. In seiner Aussage sagte Simsek, er mache die Fotos im Auftrag von Medienunternehmen und habe sie auf sozialen Medien geteilt, um für seine Arbeit zu werben und nicht um Terrorpropaganda zu betreiben.
Simsek hat als Dokumentarfotograf aus Krisen- und Konfliktregionen unter anderem in Syrien, Iran, der Türkei und verschiedenen Ländern Südostasiens berichtet. Seine Fotos sind in internationalen Medien wie Time, dem Spiegel und Paris Match, der Washington Post und der New York Times veröffentlicht worden. Vor seinem Aufenthalt in Berlin hatte er zuletzt aus Mossul im Irak berichtet.
Die Türkei ist das Land, in dem weltweit die meisten professionellen Journalisten wegen ihrer Arbeit inhaftiert sind. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht die Türkei auf Platz 155 von 180 Staaten.
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