Türkei
08.07.2021
Türkischer Exiljournalist in Berlin angegriffen
Hinweis: Im dritten Absatz haben wir hinzugefügt, dass Erk Acarer immer noch für die Zeitung Birgün und zudem für den Sender Artı Gerçek arbeitet.
Reporter ohne Grenzen ist schockiert über den Angriff auf den regierungskritischen türkischen Journalisten Erk Acarer in Berlin. Am Mittwochabend wurde Acarer offenbar auf dem Hof des Mehrfamilienhauses, in dem er wohnt, von drei Männern angegriffen und verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Der Journalist berichtete auf Twitter, dass er die Täter kenne und diese ihm gesagt haben, er solle nicht wieder schreiben. Gegenüber der Polizei gab Acarer an, er vermute hinter dem Angriff seine Arbeit als Journalist. Acarer ist 2017 mit einem RSF-Nothilfe-Stipendium nach Deutschland gekommen und lebt seitdem im Exil in Berlin.
„Wir kennen die Hintergründe der Tat noch nicht, aber dass ein regierungskritischer Journalist aus der Türkei in Berlin angegriffen wird, ist besorgniserregend und könnte andere Exiljournalistinnen und -journalisten im Land einschüchtern. Die Behörden müssen dem Verdacht nachgehen, dass der Angriff mit seiner journalistischen Arbeit zusammenhängt“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Medienschaffende im Exil sind vor Repressionen in ihren Heimatländern geflohen. Sie müssen sich hier sicher fühlen können.“
Laut Polizei Berlin dauern die Ermittlungen an und wurden vom polizeilichen Staatsschutz übernommen. Acarer hatte in der Türkei für verschiedene türkische Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet, darunter Cumhuriyet, Sabah, Habertürk und Milliyet. Derzeit arbeitet er weiter bei der linksoppositionellen Tageszeitung Birgün. Aufgrund seiner kritischen Berichterstattung war er in der Türkei immer wieder bedroht worden. In Deutschland schrieb der Journalist zunächst für den Online-Nachrichtendienst taz.gazete und arbeitet mittlerweile für den Exilsender Artı Gerçek.
Reporter ohne Grenzen beobachtet seit einigen Jahren, dass sich Drohungen und Einschüchterungsversuche auch immer wieder gegen Exiljournalistinnen und -journalisten richten, die aus Angst vor Repression und staatlicher Verfolgung aus ihren Heimatländern nach Deutschland geflohen sind. Betroffen sind unter anderem Medienschaffende aus der Türkei und Vietnam. Im Juli 2020 wurde bekannt, dass ein ägyptischer Spion für Präsident Al-Sisi im Bundespresseamt arbeitete und dort Zugang zu Informationen über ägyptische Exiljournalistinnen und -journalisten hatte. Im März 2021 verurteilte ihn ein Berliner Gericht zu einer Bewährungsstrafe.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht die Türkei auf Platz 153 von 180 Staaten.
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