Vier Jahre nach dem Mord an Jamal Khashoggi: Trojanische Poster gegen das Vergessen

Am 2. Oktober 2018 betrat Jamal Khashoggi das saudische Konsulat in Istanbul. Es waren seine letzten Schritte. Ermordet und zum Schweigen gebracht von Mohammed bin Salmans Auftragsmördern. Erst ein Jahr später taucht das Transkript einer geheimen Audioaufnahme auf und bringt die grausame Wahrheit ans Licht.

Die grausame Wahrheit lautet: Das saudische Regime macht Jagd auf kritische Medienschaffende. Auch Jamal Khashoggi wäre zunächst fast in die Falle des Regimes getappt – er sollte unter einem Vorwand nach Saudi-Arabien gelockt werden. Als er sich weigerte, wurde er umgebracht, verstummte seine kritische Stimme.

Mit der Kampagne #SoundOfJustice kämpfen wir dagegen an, dass weitere kritische Stimmen für immer schweigen. Wenn ein solches Verbrechen wie der Mord an Jamal Khashoggi straffrei bleibt, ermutigt das auch andere autoritäre Regime, Journalistinnen oder Reporter einfach verschwinden zu lassen. In diesem Kampf ist die öffentliche Aufmerksamkeit essentiell. Deshalb sind ab dem 30. September in Berlin, Hamburg, München und Frankfurt am Main großflächige Werbeplakate zu sehen, die als trojanische Poster ein breites Publikum neugierig machen und schließlich auf das Schicksal Jamal Khashoggis aufmerksam machen sollen. 

RSF-Strafanzeige wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Die mutmaßlich Hauptverantwortlichen für dieses Verbrechen müssen endlich konkrete Folgen zu spüren bekommen. Wir haben am 1. März 2021 beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe Strafanzeige gegen MBS und weitere Vertreter des Königreichs wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erstattet. Darauf ruhen die Hoffnungen auf Gerechtigkeit – die Gerichtsprozesse in Istanbul und Riad waren eine Farce.

Saudi-Arabien hat nach anfänglichem Leugnen offiziell eingeräumt, dass das Verbrechen von Mitarbeitern saudi-arabischer Stellen begangen wurde, spricht aber von einer eigenmächtigen Aktion der unmittelbar Beteiligten. Die damalige UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard hingegen hat 2019 einen detaillierten, fast 100-seitigen Bericht vorgelegt, in dem sie „glaubwürdige Beweise“ dafür vorlegt, dass MBS persönlich mit der Ermordung in Verbindung steht. Später kam auch der US-Geheimdienst CIA zu dem Schluss, MBS habe die Geheimdienstaktion direkt angeordnet.

Motiv der trojanischen Plakatkampagne #SoundOfJustice

Generell ist die Situation der Pressefreiheit in Saudi-Arabien seit vielen Jahren düster. Das galt schon, bevor der Kronprinz MBS auf seinem Weg an die Macht die Zivilgesellschaft umfassend unterdrückte. Auch vor dem Mord an Jamal Khashoggi waren Medienschaffende im Ausland nicht sicher. Derzeit (Stand 30.09.) sitzen mindestens 26 Journalistinnen und Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit in Haft. Die Bedingungen in den saudi-arabischen Gefängnissen sind häufig nicht menschenwürdig, zudem gibt es Berichte über Folter. Der Blogger Raif Badawi wurde zwar kurz nach Ablauf seiner zehnjährigen, illegalen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen, darf allerdings für weitere zehn Jahre das Land nicht verlassen.

Das Land ist ein Alptraum für Medienschaffende

Der Khashoggi-Mord hatte Saudi-Arabien einige Jahre politisch isoliert. Die Treffen des US-Präsidenten Joe Biden, des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und des Bundeskanzlers Olaf Scholz mit MBS verdeutlichen aber, dass auch demokratische Regierungen nun wieder zum Alltagsgeschäft zurückkehren wollen.

Wir versuchen deshalb immer wieder, mit Kampagnen sowohl die breite Öffentlichkeit als auch die Politik auf die Situation der Pressefreiheit im Königreich hinzuweisen - diesmal gemeinsam mit der Agentur thjnk. Sorgen Sie mit uns dafür, dass die Gräueltaten der saudischen Regierung und aller anderen autoritären Regime ans Licht gebracht und nicht vergessen werden. Jede Stimme zählt. Gemeinsam für #JusticeForJamal!

 

Kampagnenvideo #SoundOfJustice
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