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Übergriffe melden

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 10 von 180

Deutschland

Neue E-Mail-Adresse zur Dokumentation von Gewalt

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg der Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland verzeichnet. Insbesondere im Zusammenhang mit den landesweiten Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen kam es zu Gewalt gegen Medienschaffende und Behinderungen der journalistischen Arbeit. RSF unterzieht die dokumentierten Meldungen wie in jedem Jahr einer Prüfung und veröffentlicht eine Gesamtzahl der verifizierten Fälle Ende April in der „Nahaufnahme Deutschland“, einem ausführlichen Bericht zur Lage der Pressefreiheit in Deutschland.

Aufgrund der hohen Zahl wird es immer zeitaufwändiger und schwieriger, alle Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten nachzuverfolgen und zu verifizieren. Daher hat Reporter ohne Grenzen die E-Mail-Adresse uebergriffe(at)reporter-ohne-grenzen.de eingerichtet, an die Medienschaffende Übergriffe in Deutschland eigenständig melden können.

Im Jahr 2015 hatte RSF zum ersten Mal eine deutliche Zunahme von Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland registriert. Mindestens 39 gewalttätige Übergriffe zählte RSF in jenem Jahr – vor allem im Rahmen von Demonstrationen der Pegida-Bewegung und ihrer regionalen Ableger, bei Kundgebungen rechtsradikaler Gruppen oder auf Gegendemonstrationen.

In den Jahren 2016 (18 Fälle) und 2017 (16) war die Zahl deutlich gesunken. Im Jahr 2018 stieg die Gesamtzahl wieder auf mindestens 22. Fast die Hälfte dieser Übergriffe hatte sich am Rande von Protesten rechtspopulistischer Gruppen Ende August und Anfang September in Chemnitz ereignet. Im Jahr 2019 sank die Zahl auf 13.

Die Statistik umfasst lediglich tätliche Angriffe auf Medienschaffende (d.h. wenn Journalistinnen, Fotografen und Kamerafrauen geschlagen, getreten oder zu Boden geworfen werden, oder wenn gegen ihre Ausrüstung wie etwa Kameras geschlagen wird) sowie Attacken auf Redaktions- und Wohngebäude (Einbruch, zerstörte Scheiben, Schmierereien, blockierte Türen) oder auf Autos von Journalistinnen und Journalisten. Nicht dazugezählt werden andere Behinderungen journalistischer Arbeit, wie Platzverweise und Durchsuchungen durch die Polizei, oder wenn Reporterinnen und Reporter auf Demonstrationen weggedrängt oder weggestoßen werden, wenn Kameraleute geblendet werden oder Protestierende ihnen die Hand vor die Kamera halten. Auch verbale Drohungen gegen Journalistinnen und Journalisten fließen nicht in diese Zahlen ein, werden aber von Reporter ohne Grenzen intern dokumentiert.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Deutschland auf Platz 11 von 180 Staaten. Mehr zur Lage der Journalistinnen und Journalisten im Land finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/deutschland.