Ich fordere:

Exporte von Überwachungsfirmen aus der EU wirksam kontrollieren

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754 Protestmails

Jetzt für mehr Menschenrechtsschutz beim Handel mit europäischer Überwachungstechnologie eintreten!

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Immer wieder gelangen leistungsfähige Überwachungsprodukte europäischer Hersteller in die Hände repressiver Staaten, die sie gegen Menschenrechtsverteidigerinnen, Journalisten oder Oppositionelle einsetzen. Spionagesoftware von Firmen wie FinFisher (Deutschland), Hacking Team / Memento Labs (Italien) oder Amesys (Frankreich) ist schon in Myanmar, der Türkei, Bahrain, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und vielen weiteren Ländern aufgetaucht. Neue Recherchen von Amnesty International belegen, dass aus der Europäischen Union auch Gesichtserkennungstechnologie nach China exportiert wird – mit hohen Risiken für die Menschenrechte.

Unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 will die Bundesregierung nun eine Einigung über die hart umkämpfte Reform der Exportkontrollen für Überwachungstechnologie erreichen. Einen ersten, ambitionierten Vorschlag der Europäischen Kommission hatten die Regierungen mehrerer Mitgliedsstaaten jahrelang blockiert. Deshalb kommt es jetzt darauf an, keinen faulen Kompromiss zuzulassen.

Mit Protestmails an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier fordern Reporter ohne Grenzen, Amnesty International und Human Rights Watch die Bundesregierung deshalb auf, bei den entscheidenden Verhandlungen auf wirksame Vorkehrungen zum Menschenrechtsschutz zu bestehen.

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Protestmail

Empfänger

Herr Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Betreff

Reform der Dual-Use-Verordnung der EU

Sehr geehrter Herr Bundesminister,

Überwachungstechnologie europäischer Firmen wird an repressive Staaten in aller Welt geliefert und dort in vielen Fällen gezielt gegen Menschenrechtsverteidiger*innen, Journalist*innen oder Oppositionelle eingesetzt. Spionagesoftware von Firmen wie FinFisher (Deutschland), Hacking Team / Memento Labs (Italien) oder Amesys (Frankreich) ist schon in Myanmar, der Türkei, Bahrain, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und vielen weiteren Ländern aufgetaucht. Neue Recherchen von Amnesty International belegen, dass aus der Europäischen Union auch Gesichtserkennungstechnologie nach China exportiert wird – mit hohen Risiken für die Menschenrechte.

Seit vielen Jahren setzen sich Reporter ohne Grenzen (RSF), Amnesty International und Human Rights Watch in der EU dafür ein, Exporte von Überwachungstechnologie und anderen Dual-Use-Gütern zu verbieten, wenn ein Risiko besteht, dass sie zu Menschenrechtsverletzungen in den Zielländern beitragen. Erste Vorschläge hierfür werden seit Jahren von EU-Staaten blockiert, so dass eine wirksame Reform der Dual-Use-Verordnung zu scheitern droht.

Deutschland kommt durch seine derzeitige EU-Ratspräsidentschaft eine besondere Rolle für die Verhandlungen um die Reform der Dual-Use-Verordnung zu. Wir bitten Sie deshalb, sich mit Nachdruck dafür einzusetzen, dass

• Regierungen keine Ausfuhrgenehmigungen für Überwachungstechnologien erteilen dürfen, wenn das Risiko besteht, dass ihr Export zu Menschenrechtsverletzungen beiträgt;
• auch neue Technologien wie etwa Systeme zur biometrischen Überwachung oder zur Vorratsdatenspeicherung der Exportkontrolle für Dual-Use-Güter unterworfen werden;
• schnelle und effektive Verfahren eingeführt werden, um neuartige Technologien zügig in die Dual-Use-Kontrolle aufzunehmen;
• eine Auffangklausel eingeführt wird, um Exporte neuer Produkte auch dann zu stoppen, wenn sie bisher nicht in der Liste der zu kontrollierenden Güter verzeichnet sind, aber mit ihrem Export ein Risiko für Menschenrechte verbunden ist;
• mehr Transparenz darüber geschaffen wird, für welche Dual-Use-Güter EU-Mitgliedstaaten Exportgenehmigungen erteilt oder verweigert haben, einschließlich des Wertes, Ziellandes und Endnutzers;
• auch die Herstellerunternehmen in die Verantwortung genommen werden. Für sie müssen menschenrechtliche Sorgfaltspflichten vorgeschrieben werden: Die Unternehmen sollten künftig verpflichtet sein, ihre geplanten Exporte unter anderem auf Menschenrechtsrisiken zu prüfen, diesen vorzubeugen und gegebenenfalls vom Verkauf abzusehen.


Mit freundlichen Grüßen
[IHR NAME / INSTITUTION wird hier eingefügt]

Neue Regelung zur Exportkontrolle von Überwachungstechnologie

Mitte November haben sich die EU-Mitgliedstaaten auf eine neue Regelung der Exportkontrollen von Überwachungstechnologie geeinigt. Reporter ohne Grenzen und weiteren Menschenrechtsorganisationen haben über viele Jahre hinweg für mehr Transparenz, wirksame Sorgfaltspflichten der exportierenden Unternehmen und EU-weite Vorgaben zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen geworben. Fast 6000 Menschen haben uns mit ihrer Beteiligung an der gemeinsamen Mailaktion mit Amnesty International und Human Rights Watch unterstützt. Einige unserer Forderungen finden sich in der neuen Verordnung, die das EU-Parlament im März 2021 verabschiedet hat, wieder, auch wenn der Kompromiss an vielen Stellen zu kurz greift. Die Verbesserungen beim Zugang zu Informationen über den Handel werden wir nutzen, um Fehlentwicklungen öffentlich zu machen, und uns für eine möglichst ambitionierte Umsetzung in den Mitgliedstaaten einsetzen.